500 Jahre Leipziger Disputation

Programm

Die Veranstaltungen am Samstag und Sonntag finden, soweit nicht anders angegeben, im Altarraum der Universitätskirche St. Pauli am Augustusplatz statt.

Freitag, 5. April 2019

15:00 Reformationsgeschichtliche Stadtführung mit Prof. Dr. Alexander Deeg
17:00 Tea-Time mit Begrüßung im Matthäi-Haus, Dittrichring 12 – Eingang im Hof
18:00 In medias res – Die Leipziger Disputation von 1519
Prof. Dr. Armin Kohnle (Leipzig)
20:00

28. Bundesnachwuchs-Jazzfestival

Anschließend: Die DJ-Battle-Tanz-Nacht

Samstag, 6. April 2019

9:00 Inspirationen – Pfr. Siegfried Eckert (Bonn) / Uwe Steinmetz (Berlin)
9:30 Krisis und Kritik. Zum Sprachspiel der Disputation.
PD Dr. Hartmut von Saß (Zürich)
11:00 Warum Disputieren unverzichtbar ist
Prof. Dr. Alexander Deeg (Leipzig)
14:30 Ein streitbares Statement – Luther wollte mehr!
Kirchenkritiker Dr. Eugen Drewermann (Paderborn)
16:00 Streit am Tisch des Herrn?
Prof. Dr. Dorothea Sattler (Münster),
Dr. Eugen Drewermann (Paderborn),
Dr. Friedrich Schorlemmer (Wittenberg)
17:30 Kirche und AfD. Wie geht das zusammen?
Pfr. i.R. Christian Wolf (Leipzig),
Dr. Alexandra von dem Knesebeck (Bonn),
Wolfgang Thielmann (Bonn)
20:00 JAZZ-PUTATIONEN (Moritzbastei)
Nachwuchs-Jazz-Festival (Leipzig) trifft JAZZKANTINE (Braunschweig)

Sontag, 7. April 2019

11:00

Gottesdienst

Predigt: Der Kampf am Jabbok – Prof. Dr. Cornelia Richter (Bonn)

Liturgie: Prof. Dr. Alexander Deeg (Leipzig)

Musikalische Gestaltung: Blue Church

Anschließend: Jazz-Matinee

13:00 Letzte Worte – Prof. Dr. Thomas Kaufmann (Göttingen)
Luther zeigt, wie Streiten geht

Martin Luther und Johannes Eck sind 500 Meter auseinander, doch sie verbindet nichts. Man muss einen Umweg nehmen, um von Luther zu Eck zu gelangen. Die beiden Straßen im Leipziger Ortsteil Reudnitz würdigen zwei Männer, die vor 500 Jahren aneinandergerieten. Die Leipziger Disputation 1519 katalysierte nicht nur die Reformation, sie erweist sich rückblickend als Meilenstein für die heutige Zivilgesellschaft, in der Meinungsfreiheit ausgesprochene Demokratie ist.

Leipzig hat die Streitkultur inspiriert. „Streiten lernen mit Luther“, die erste Tagung des Forum Reformation e.V. findet deshalb von 5. bis 7. April 2019 an der Universität Leipzig statt. Als Gastgeber begrüßt Dr. Alexander Deeg, Professor für Praktische Theologie, die Teilnehmenden am Freitag, den 5. April, 15 Uhr, mit einer reformationsgeschichtlichen Stadtführung. Am Abend geht dann der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Armin Kohnle in einem Vortrag auf das Ereignis Leipziger Disputation 1519 ein. Der Abend klingt aus im Studentenclub Moritzbastei.

Leipzig hat der Reformation Stoff gegeben. In einer Medienwelt, die Informationen demokratisch zugänglich macht, sie aber auch unreflektiert teilt, geht es – 500 Jahre nach Luther – immer noch darum, was glaubwürdig ist. Und was Fake News sind.

Am Samstag, 6. April, eröffnet Pfarrer Siegfried Eckert, Gründer des Forums Reformation, die Tagung. Die Risiken und Chancen einstiger und heutiger Streitkultur, wird zunächst der Züricher Privatdozent Dr. Hartmut Saß beleuchten, um mit Prof. Dr. Alexander Deeg zu klären, warum Disputieren heute unverzichtbar ist. Der Nachmittag dient aktuellen Kontroversen mit dem Kirchenkritiker Eugen Drewermann, der Beschäftigung mit dem Abendmahlstreit mit katholischen Prof. Dr. Dorothea Sattler und dem Wittenberger Friedrich Schorlemmer. Mit der Frage, wie Kirche und AfD miteinander disputieren könnten, werden sich der Bonner Zeit-Journalist Wolfgang Thielmann, der Leipziger Pfarrer Christian Wolff und die Kunsthistorikerin Dr. Alexandra von dem Knesebeck beschäftigen. Der Abend, wiederum in der Moritzbastei, steht im Zeichen des Jazz. Am Sonntag, 7. April, erwartet die Gottesdienstbesucher im Paulinum eine Predigt der Bonner Theologieprofessorin Cornelia Richter über „Jakobs Kampf am Jabbok“. Um 13 Uhr wird der streitbare Göttinger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Thomas Kaufmann seine Worte zum bevorstehenden Jubiläum der Leipziger Disputation äußern und die Tagung damit beschließen. Musikalisch umrahmt wird der Vormittag mit Jazzmusik vom Netzwerk Blue Church (u.a. mit Uwe Steinmetz).

Streiten ist zielgerichteter als Erörtern, jene im Deutschunterricht gespreizte Formulierung von These und Antithese. Das hat auch Martin Luther eingesehen – in Leipzig! Die Disputation markiert einen Meilenstein unserer Streitkultur. 1519 war Luther zunächst Ecks Kurs gefolgt, seine Kritik an der katholischen Kirche akademisch zu „disputieren“. Aus heutiger Sicht verkürzt auf: Hashtag Gutsherrenmentalität. Die Kirche, unglaubwürdig? Darüber ließ sich streiten, fanden die angegriffenen Katholiken, aber nicht so, dass der Streit vom Volk aufgenommen würde und womöglich Stimmung machte.

„Hart aber fair“ anno 1519

Eck hat der Reformation einen Dienst erwiesen. Weil der katholische Vertreter wenig streitbar, dafür umso wutgeladener in Leipzig auftrat, zementierte er die Grenze zwischen Elite und Öffentlichkeit so anschaulich, dass Luther seine Position bestätigt sah: Der akademische Diskurs war in der bisherigen Form nicht haltbar. Luther setzte sich an die Spitze des Streites um die wahre Kirche. Das zündete. Die Disputation geriet zum Medienereignis. Mitschriften, angefertigt von Studenten, wurden angereichert, politisch geschürt. Die Buchdrucker rissen sich darum, die ersten mit den Schlagzeilen von Veränderung und Aufbruch zu sein. Sie waren Multiplikatoren der ersten Medienschlacht. Lange vor Twitter und Co trugen sie das Gesagte ins Volk, dessen Echo Luther zu seinen in den Folgejahren entstehenden Schriften inspirierte.

Unbestritten steht Leipzig auch 2019 dafür, was uns Meinungsfreiheit wert ist, und was uns verbindet, 500 Jahre nach Luther, 30 Jahre nach dem Mauerfall. Das Jubiläum setzt sich mit dem Zustand unserer Gesellschaft auseinander.